Disziplin auf dünnem Eis – Lisa-Marie’s Passion


Seit sie drei Jahre alt ist, steht Lisa-Marie Teuber beim Darmstädter Verein TSG (Turn-und Sportgemeinschaft) 1846 auf der Eisfläche. Zeitweise arbeitete sie sich bis in den Hessenkader für Kinder und Jugend hoch.
Darunter versteht sie eine auswählte Gruppe an Sportler:innen, die gezielt auf Wettkämpfe und nationale oder internationale Meisterschaften trainiert werden. Was das intensive Training ausmacht und wie die Medizinstudentin ihren Alltag mit dem Eiskunstlauf vereinbart, erzählt sie im Gespräch mit “was DA los”. 

„Einfach das Gefühl von Freiheit” – so beschreibt Lisa-Marie ihre Faszination für den Eiskunstlauf. „Es ist elegant, abwechslungsreich und zugleich sportlich. Ich kann mich richtig auspowern oder auch einfach mal nur genießen – je nachdem, was die Stimmung gerade verlangt.” Begonnen hat sie im Alter von drei Jahren, schlüpfte zunächst einmal pro Woche in die Schlittschuhe. Zwischen fünf und sieben pausierte sie, kehrte dann wieder aufs Eis zurück. Mit 14 trainierte sie drei bis viermal pro Woche. Mit 17 Jahren verstärkte sie den Aufwand in Eigeninitiative nochmals – angetrieben auch durch einen Trainerwechsel und die ersten Erfolgserlebnisse. 

Direkt nach dem Medizinstudium in Mainz ist das Eislaufen heute ihre zweite Priorität.„Ich gebe auch sehr viel, dass ich das weiter beibehalte”, betont Lisa-Marie. Eigentlich hatte sie sich wegen der Mainzer Eissporthalle auch dort an der Uni beworben. Doch seit sie in Mainz studiert, ist die Halle geschlossen. Deswegen fährt sie regelmäßig nach Darmstadt in die Eissporthalle. 

Kreativer Prozess: Von der Idee zur fertigen Kür 

Die Idee zur neuen Kür kommt anfangs eher von Seiten der Choreografin, die in den allermeisten Fällen auch Trainerin ist. Die Musik schlägt gerade bei jüngeren Mitgliedern meist die Trainerin vor. Je erfahrener die Läufer:innen sind, desto eher suchen sie ihre Musik selbst aus. Dann werden die unterschiedlichen Sequenzen für die finale Kür zusammengeschnitten. Erst im Anschluss wird festgelegt, wie viele Sprünge und Pirouetten  entsprechend dem jeweiligen Level und der Kategorie in der Choreo vorkommen müssen. Es folgt die Reihenfolge und Anordnung der Sprünge. 

„Dann kommen Schritt für Schritt die Choreografie-Elemente dazu. Diese werden im Laufe der Saison immer mal wieder aufgefrischt, beispielsweise weil du Elemente weglässt oder auf einmal mehr Zeit hast. Der Prozess entwickelt sich stetig.”

Das „Nudel-Ritual“ vor dem großen Auftritt

Etwa fünf bis sechs reine Choreografie-Stunden auf dem Eis benötigt Lisa-Marie. „Dann dauert es nochmal anderthalb Monate, bis auch alles sitzt und so aussieht, wie du es dir vorstellst.” Für das Gesamtkonzept – Konzeptentwicklung, Musikschnitt und Auswahl des Kleides – kommen noch vier bis fünf Stunden obendrauf. In diesem Zeitraum beschäftigt sie sich mit Fragen wie: „Was möchte ich darstellen? Welche Emotionen will ich da reinbringen?”

Lisa-Marie Teuber, DEL 2 – EC Bad Nauheim gegen Ravensburg Towerstars, Bad Nauheim, Colonel-Knight-Stadion, 01.12.2024, Quelle: Lisa-Marie Teuber

Idealerweise plant Lisa-Marie mindestens sechs Wochen für die Vorbereitung eines Wettkampfes ein. Bevor sich jemand entscheidet, einen Wettkampf zu laufen, sollte die Person schon ein, zwei Jahre Erfahrung gesammelt haben, sagt sie. 

Nudeln am Vorabend des Wettkampfes zu essen, hat sich über die Jahre zu einem Ritual entwickelt. Zusätzlich steht sie an Wettkampftagen extra früher auf – schließlich hat sie einiges zu erledigen. Zwei Stunden vor Abfahrt kümmert sie sich in aller Ruhe um Haare und Make-up. Während sie im Auto auf dem Weg zur Eissporthalle sitzt, hört sie das letzte Mal die ausgesuchte Musik und geht die gesamte Kür von Anfang bis Ende gedanklich durch. „Das Ganze mache ich auch immer noch mal in der Halle, während ich aufs Eis schaue, damit ich später nicht verwirrt bin, in welche Richtung ich schauen muss”, erzählt sie. Falls noch Zeit bleibt, absolviert sie eine kurze Atemübung.

Eiszeit 2.0: Vom Hessenkader zur Freizeitbeschäftigung

Das Jahr 2022 war für die damals 17-Jährige eine bewegte Zeit: Sie schrieb ihr Abitur und war gleichzeitig eine Saison im Hessenkader für Kinder und Jugend. Mit 18 Jahren trat sie aus, da sie laut eigenen Angaben nicht gut genug war. Seit dem Studienbeginn geht sie dem Sport nur noch hobbymäßig nach. Zeitweise hat Lisa-Marie nur einmal die Woche Zeit fürs Eislaufen. Nach der Klausurenphase versuche sie dreimal pro Woche zu trainieren. Da sie nun genügend Erfahrung hat, reicht es, wenn sich ihre Trainerin einmal die Woche ihr Erprobtes anschaut. Die restliche Zeit trainiere sie alleine. „Es ist natürlich sehr viel Eigeninitiative dabei”, meint sie. 

Eine große Herausforderung war es für sie, nach der Qualifikation für die Deutschen Jugendmeisterschaften 2022 an den Start zu gehen. Die größte Herausforderung sei es jedoch für sie gewesen, den Leistungssport als Hobby beizubehalten. Manchmal sei es schwierig, sich selbst eine Grenze zu setzen. „Aber ich würde behaupten, ich habe es gemeistert.”

Der Traum vom Trainerberuf

Schwer fällt es ihr, wenn sie von Kolleg:innen mitbekommt, die in Darmstadt studieren und weiter fünfmal pro Woche trainieren. Sie schafft es nur einmal pro Woche zum Training. „Da muss ich meine Prioritäten setzen. Ich wollte unbedingt studieren, deswegen ist das auch okay für mich.” Aus ihrem Umfeld stößt ihr Hobby auf Unterstützung. „Ich kann nur sagen, dass immer alle große Fans sind, wenn es irgendwo einen Livestream gibt.”

Für Lisa-Marie steht fest: Später möchte sie als Trainerin arbeiten – obwohl sie die Trainerlizenz als „leider sehr aufwändig und teuer” bezeichnet. Derzeit hilft sie bei Bedarf als Trainer-Ersatz bei der TSG Darmstadt aus. Dann arbeitet sie als Vertretung und betreut verschiedene Altersgruppen, insbesondere kleinere Kinder. 

Abschließend gibt die Studentin noch einige abschließende Tipps für Einsteiger. „Ich kenne ganz viele, die gerade eine Runde laufen können und dann wollen sie ganz schnell Sprünge lernen. Aber das funktioniert einfach nicht.” Stattdessen solle man sich erst auf die Basics fokussieren, wie das Vor-und Rückwärtsfahren oder in der Kurve bremsen. Anfänger:innen brauchten vor allem eines: viel Geduld!

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