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Sonne und Eternit  –  Ein Portrait des Minigolfers Levi Tritsch

Über Mindset und den richtigen Schwung – der zweimalige deutsche Minigolf-Jugendmeister Levi Tritsch verrät im „was DA los“-Portrait, was ihn antreibt, wie er zum Sport kam und warum die SG Arheilgen für ihn die beste Wahl war.

Es ist ein heißer Junitag in Bensheim. Auf dem städtischen Minigolfplatz geht Levi Tritsch von Bahn zu Bahn und übt seine Schwünge. „Nächsten Monat findet die deutsche Jugendmeisterschaft statt. Darauf will ich gut vorbereitet sein. Danach spielen wir noch in der Allgemeinen Klasse um den Mannschaftstitel.” Der 16-Jährige brennt nicht nur mit Leidenschaft für den Sport, sondern zählt in Deutschland als eines der größten Nachwuchstalente. 

Seit zwei Jahren spielt der doppelte Titelträger der deutschen Jugendmeisterschaften 2022 und 2023 für die SG Arheilgen (SGA). „Den Großteil meiner Karriere habe ich für Bensheim gespielt. Allerdings haben wir vor zwei Jahren den Aufstieg in die erste Bundesliga knapp verpasst. Weiterhin in der zweiten Liga zu spielen, genügte meinem Anspruch allerdings nicht: In der Bundesliga zu spielen und gut abzuschneiden, war schon immer mein Ziel”, erläutert er seine Motivation für den Wechsel nach Darmstadt. „Die Diskrepanz beim Können der Spieler ist schon sehr hoch.”

Die Zeit in der SGA sei für ihn nicht nur der richtige Schritt für die Karriere gewesen. Vielmehr sei der Altersdurchschnitt in seinem sozialen Umfeld drastisch gesunken. „Nach zwei Jahren fühle ich mich im Verein auch viel wohler. Vor allem, wenn die Leistung auf Turnieren passt, ist es echt komfortabel.” Auf Jugendebene werde er durch seine Erfolge im Kader – so wird die Mannschaft in Fachkreisen genannt – etwas anders behandelt. So komme Levi auch ins Gespräch mit Leuten aus den restlichen Bundesländern.

Levi Tritsch ist zweifacher deutscher Jugendmeister im Minigolf. Quelle: Christopher Holler

Von Spielspaß zu nationalem Erfolg

Zum Minigolf kam Levi schon in sehr jungen Jahren. „Als ich vier oder fünf war, sind wir fast jeden Tag hergekommen. Da ich nicht weit weg wohne und der Spielplatz auch in der Nähe war, hat sich das einfach so ergeben.” Als Kind habe er einfach Spaß an der Aktivität gehabt. Irgendwann seien Vereinsmitglieder auf ihn zugekommen, um ihm den Eintritt vorzuschlagen. 

„An meine ersten Turniere kann ich mich gar nicht mehr erinnern“, sagt er. Als Kind habe er vor allem für den Spielspaß mitgemacht, inzwischen sei für ihn Minigolf vielmehr ein kreatives Hobby. „Damals hat noch meine Mutter meine Ergebnisse mitgeschrieben, weil ich damit noch nicht umgehen konnte.” 

Dafür erinnert er sich an hohe Publikumszahlen bei den Turnieren früher. „Das liegt nicht mal an der Pandemie. Aus irgendeinem Grund kommen bei Turnieren nicht mehr so viele Außenstehende wie vor zehn bis 15 Jahren. Wahrscheinlich müssen wir als Szene den Sport auf Social Media besser verkaufen. Sonst werden wir weiterhin belächelt.”

Für jede Bahn einen anderen Ball

Anders als die Gelegenheitsgolfer auf dem Gelände hat Levi sein eigenes Equipment dabei: Neben dem Schläger, der seiner großen Statur angepasst ist, finden sich in seiner Tasche ein Handtuch, um die Bahnen zu reinigen, und unzählige Minigolfbälle: „Es gibt insgesamt über 2000 bis 3000 verschiedene Bälle für die verschiedensten Bahnen. Sich immer eine andere Taktik ausdenken zu müssen, macht für mich einen großen Teil der Faszination aus.”

Ein Blick auf die verschiedenen Minigolfbälle in Levis Tasche. Quelle: Christopher Holler

Die Kreativität hilft allerdings nicht viel, ohne die Ideen in die Tat umsetzen zu können. Praktisch hat Levi nämlich einiges drauf: Einen Ball nach dem anderen versenkt er mit einem Schlag im Loch. Dabei setzt er oft auf den Abpraller am hinteren Außenring aus Metall. Derartig gerade Schläge sind für die meisten Besucher:innen auf der Anlage unvorstellbar.

Nachdem er vorher nur auf Bahnen aus Beton unterwegs gewesen war, weist er bei anderen auf das Material hin: „Die Bahnen sind aus Eternit. Darauf sollen wir nicht stehen.” Der Unterschied sei die Bauweise: Eternitbahnen sind kleiner gebaut als die aus Beton. Daher bieten sie nicht genug Platz für eine gute Abschlagposition.

Mit Schwung in die nächste Runde

Unfehlbar ist Levi selbstverständlich nicht. Als der Ball ausnahmsweise nicht beim ersten Versuch im Ziel verschwindet, erklärt er, wie er mit Rückschlägen im Turnier umgeht: „Ich empfehle allen, jede Bahn neu zu betrachten. So probiere ich es zumindest. Hauptsache ist, dass ich Freude am Sport habe. Den Schalter umlegen und sich auf die nächste Runde freuen, kann aber nicht jeder.” 

Ihm falle es dennoch bei Turnieren manchmal schwer, sich währenddessen keine Gedanken um den Spielausgang zu machen. „Das passiert unerfahrenen Spieler:innen genauso wie Profis in der Bundesliga, denen bewusst ist, worum es gerade geht.”

Seine größte Niederlage habe Levi erst letztes Jahr bei der Deutschen Meisterschaft eingefahren. Da landete seine Mannschaft nur auf dem fünften Platz. Doch auch das Mannschaftsgold bei der Europameisterschaft in Italien 2023 rettete ihn im Einzelturnier nicht. 

Dagegen sei sein größter Erfolg der Mannschaftstitel auf der Weltmeisterschaft 2022. „Das war meine erste WM im Bundeskader. Dass wir da mit der Mannschaft direkt Gold holen, war gar nicht mein Plan. Dann bin ich im Einzelturnier auch direkt Vierter geworden. Das kam wirklich aus dem Nichts.”

Ein Minigolfball, auf den Levis Name gedruckt ist. Quelle: Christopher Holler

Gewinner, doch zu welchem Preis?

Die Zeit in der Bundesliga sei für ihn großartig, doch er wisse auch, was es ihn kostet: „In der ersten Liga sind die Strecken zu den Spieltagen viel weiter als in den niedrigeren. Dadurch vernachlässige ich oft die Schule.” Besonders mit der bald anstehenden Oberstufe werde es in Zukunft schwer, weiter gut im Minigolf zu performen.

Obwohl Levi in der Bundesliga auf hohem Niveau spielt, bleibt der Sport mehr Leidenschaft als ein Berufsweg. „Bei den meisten Turnieren gibt es kein Geld zu gewinnen. Stattdessen gibt es meistens Pokale und Medaillen.” Das Hobby zum Beruf zu machen, sei praktisch unmöglich, da selbst die meisten erwachsenen Profis einen richtigen Job hätten.

Trotzdem sieht Levi nach wie vor eine Zukunft mit Minigolf. Schließlich will er noch so lange wie möglich die Bälle in die Versenkung schicken. Egal ob über Loopings, Rampen oder steinige Hindernisse: Er zielt, schwingt und trifft mit höchster Präzision. Gleichzeitig so gelassen zu wirken, muss ihm erstmal jemand nachmachen.

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