Candlelight-Konzert: TikTok-Kritik gerechtfertigt

Das Candlelight-Konzert in Darmstadt hielt optisch nicht ganz, was die Werbung versprach. Dafür überzeugte die Musik umso mehr. Ein Abend zwischen Instagram-Illusion und Emotionen.

Ein Lichtermeer aus tausend Kerzen, mittendrin ein Orchester und das alles in einer atemberaubenden Location. Damit wirbt der Veranstalter der Candlelight-Konzerte in den sozialen Medien. Die Realität: vielleicht 200 LED-Kerzen auf dem Boden, ein Foto von Kerzen als Hintergrund und ein Streichquartett in der Motorenfabrik in Darmstadt. Dieser Vergleich von Expectation vs. Reality geht gerade auch auf TikTok viral und verärgert die Besucher:innen.

Doch die anfängliche Enttäuschung war mit dem ersten Song vergessen. Denn das, was dem Konzert an optischer Magie fehlte, machte das Divites Quartett musikalisch wieder gut. Gespielt wurde eine Auswahl an Songs von Ed Sheeran und Coldplay, ganz ohne Gesang, nur durch das Vierergespann bestehend aus zwei Geigen, einer Bratsche und einem Cello. Die Songs waren gefühlvoll gespielt und der klassische Touch sorgte für noch mehr Emotionen als die originalen Versionen.

@tea.elise22

Biggest scam ever, we love a “candlelit concert” with the MAIN LIGHTS ON Honerable mention to @candlelight.concerts #candlelitconcert #candlelitconcertsheffield #scam #expectationvreality

♬ september on crack ft. a recorder (Earth, Wind & Fire – September) – frickin weeb

Klassik trifft Pop

Nicht nur verschiedene Musikrichtungen sind an diesem Abend aufeinander gestoßen. Die Kombination aus klassischer Musik in der industriellen Lagerhalle mit 30 Reihen Plastikstühlen und Vino-Bar war nicht wirklich harmonisch. Die romantische Ästhetik blieb aus und der Vibe war eher Darmstadt mit Charme als Wiener Oper im Kerzenschein.

Auf der Setliste standen die beliebtesten Lieder beider Künstler von „Photograph” bis „Viva la Vida”. Zwischen den Songs führte der Cellist humorvoll durch den Abend und erklärte die Geschichte hinter den Künstlern und deren Hits. Das Publikum, bunt gemischt von Studierenden bis hin zu Rentnerpaaren, war sichtlich begeistert und hin und wieder floss sogar eine Träne.

Weniger Insta, mehr Musik

Obwohl es nicht so war, wie auf Instagram versprochen, machte die musikalische Qualität und der besondere Mix aus Klassik und moderner Pop-Musik den Abend zu einem echten Erlebnis. Dafür brauchte es nicht mal die Kerzen, die die Leute aus den hinteren Reihen sowieso nicht sehen konnten. 

Die Candlelight-Konzerte finden in über hundert Städten weltweit statt und bieten Musik von verschiedenen Künstler:innen und Komponist:innen wie Abba, The Weeknd und Hans Zimmer. Tickets gibt es ab 30 bis 50 Euro, je nachdem wie gut man sehen möchte. Ende Mai kommen die besonderen Cover-Konzerte wieder nach Hessen, diesmal nach Frankfurt, und wer nicht ein perfekt inszeniertes Instagram-Erlebnis erwartet, sondern Lust hat, Musik mal anders zu erleben, der ist dort genau richtig.

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