h_da goes ESC! Ton aus Darmstadt für ein Millionenpublikum

Vom Hörsaal zur Live-Show: Während Europa für den Lieblingssong votet, sorgt ein Professor der Hochschule Darmstadt für den perfekten Sound. Zwischen Technikschlacht und Gänsehautmomenten.

„12 Points go to … Hochschule Darmstadt (h_da)” – so könnte man es fast sagen. Denn beim diesjährigen Eurovision Song Contest (ESC) in Basel war Deutschland nicht nur auf der Bühne vertreten. Während Abor und Tynna mit ihrem Song Baller um Punkte kämpften, arbeitete hinter den Kulissen h_da-Professor Carsten Kümmel. Der Music and Sound Production-Experte mischte bei dem beliebten Wettbewerb den Ton in der St. Jakobshalle und war damit für den Sound der größten Musik-Show der Welt mit rund 170 Millionen Zuschauende mitverantwortlich.
 
„Dieser Job hat natürlich ein hohes Ansehen, deshalb habe ich mich sehr gefreut, dabei zu sein“, erzählt er im Interview. An den Job kommt keiner durch Zufall oder Kontakte. Firmen müssen sich für den ESC bewerben und Referenzen ihrer Toningenieure liefern. „Da wurde ich vorgeschlagen und hatte das Glück, ausgewählt zu werden.“

„Der ESC ist eine Technikschlacht“

Schon seit mehr als 25 Jahren arbeitet Kümmel neben seiner Arbeit an der Hochschule als selbstständiger Sound-Designer bei großen Produktionen wie „Disney in Concert“ und „Die Welt von Hans Zimmer“. Beim ESC war er bereits zum dritten Mal dabei. Als Teil eines internationalen Teams aus 40 Tonprofis sorgte der Professor dafür, dass die Künstler:innen für das Publikum in der Halle gut zu hören waren.

Die Dimension der Show bringt auch für erfahrene Profis eine Menge Nervenkitzel mit sich. „Der ESC ist eine Technikschlacht. Alles ist doppelt oder dreifach abgesichert – Mischpulte, Mikrofone, Netzwerke“, sagt Kümmel. Deshalb wird die Show vier Wochen lang geprobt, um auf alle möglichen Situationen vorbereitet zu sein. „Der ESC ist wahrscheinlich die meist geprobte Musikshow der Welt, es muss alles sitzen“, erzählt der Sound-Designer.

Magie auf Knopfdruck

Trotz Proben ist die Anspannung während den Live-Shows groß. „Von den Auftritten und der ganzen Show selbst bekomme ich kaum etwas mit. Ich bin komplett im Tunnelblick“, beschreibt Kümmel. „Ich schaue zwar auf die Bühne, aber kriege nur das mit, was für mich relevant ist – den Ton.“

Selbst mit dem ganzen Stress ist für ihn klar: Live-Events faszinieren ihn mehr als alles andere. „Hier zählt der Moment. Ich sitze in der Mitte von zehntausend Leuten und habe den Schlüssel zur Magie in der Hand. Und zu sehen, wie das Publikum darauf reagiert – das ist ein irres Gefühl.“

Titelbild: Carsten Kümmel

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