Große Kletterwand im Boulderhaus Darmstadt
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Bouldern: Keine Angst vor dem Fallen

Bouldern ist mehr als nur Sport. Für den Studenten Leo F. ist es ein willkommener Lückenfüller und ein perfektes Ganzkörper-Workout.

Das Gebäude aus roten Mauersteinen im Industriegebiet hinter dem Hauptbahnhof hat ein hochgezogenes Garagentor als Eingang, „Boulderhaus Darmstadt“ steht auf einem Holzschild über der Pforte. Leo F., Bauingenieur-Student an der Hochschule Darmstadt, kommt jeden Mittwoch zwischen seinen Vorlesungen in die Kletterhalle, um seinem Hobby nachzugehen. 

Bouldern für das Kind in mir

„Als Kind bin ich immer gerne auf Bäume geklettert“, erzählt der 22-Jährige. Viele Erwachsene hörten damit dann leider auf. In der Halle kann er dann seinem Kindheits-Hobby wieder nachgehen. Er habe vor drei Jahren mit dem Bouldern begonnen. Zu Beginn habe er große Hemmungen gehabt: Einen neuen Sport direkt in einer großen Halle vor anderen – das fiel ihm nicht leicht. Zwischenzeitlich pausierte er auch einige Zeit – bis er im vergangenen Herbst sein Studium begann. Jetzt versucht er, dreimal in der Woche in eine Kletterhalle zu gehen.

Der Sport ist so aufgebaut, dass jede Route ein anderes Level hat und eigenständig ein neues Level als Ziel gesetzt werden kann. Meist haben Kletterhallen ihr eigenes Bewertungssystem für die Schwierigkeiten der Routen. Diese ähneln den offiziellen Wettbewerbsbewertungen beim Bouldern, sind aber nicht identisch. Das Levelsystem motiviert den angehenden Bauingenieur. Deshalb kommt das Bouldern für ihn einem Videospiel nahe. Manchmal träumt er sogar von den Routen, die er noch schaffen möchte. 

Eine schwarze Wand mit farbigen Holzplatten zur Einstufung der Schwierigkeitsgrade

Leo sagte, er sei kein Teamplayer. Das hat er herausgefunden, als er noch in einem Basketball-Team war. Mit Freunden habe es oft Streitigkeiten gegeben. „Beim Klettern bin ich für meine Fehler verantwortlich. Das gefällt mir besser.“ Leo kommt selten alleine zur Kletterhalle. Oft begleiten ihn seine Kommiliton:innen oder seine Freundin. Für ihn ist vor allem die Dehnbarkeit eine Challenge. Da hilft dann auch seine Größe von 1,86 nicht weiter.

Nicht zu lange Nachdenken

Oft blockieren sich die Menschen selbst auf einer Route, da sie vermeiden wollen, den Halt auf den angeschraubten Stufen zu verlieren. „Habe keine Angst davor, abzurutschen. Manchmal braucht es präzise Moves, um ein Level zu schaffen. Da fällt man dann auch mal“, macht Leo klar. Auf das Fallen müsse sich eingelassen werden. Oft ist der Skill vorhanden, einen schwierigen Sprung zu schaffen, wenn die Bereitschaft da ist, ihn nicht beim ersten Mal zu bewältigen. Die Lösung für ein bestimmtes Level ist zudem nicht immer gleich. So unterschiedlich wie jeder Körper ist, so verschieden sind auch die Lösungen für ein Level.

„Ich mache Akrobatik, Eigengewichtstraining, und ich turne herum wie ein Affe. Alles gleichzeitig“, sagt Leo mit einem herzlichen Lachen. Das mache ihm deutlich mehr Spaß, als Gewichte im Fitnessstudio zu heben.

Bilder von Merle Vorschulze

Leo F. beim Bouldern

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