Erinnerung an Mut und Widerstand
Am vergangenen Freitag ist mit Margot Friedländer eine weitere Zeitzeugin gestorben, die die NS-Zeit und den Holocaust miterlebt – und überlebt – hat. Ihre Botschaft bleibt: Was damals geschah, darf nie vergessen werden.
Auch lokale Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, diesen Mut nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Am 14. Mai 2025 jährte sich der Todestag von Heinrich Delp, einem ehemaligen Bürgermeister Darmstadts, zum 80. Mal. Der SPD-Politiker ist 1945 an den Folgen der Folter im Konzentrationslager Dachau gestorben. Er hatte sich in seiner Amtszeit für soziale Belange eingesetzt und geriet aufgrund seiner politischen Haltung ins Visier der Nationalsozialisten.
Doch wie würdigt die Stadt Darmstadt diejenigen, die in jener dunklen Zeit im Widerstand ihr Leben lassen mussten?
Vom Arbeiter zum Politiker: Heinrich Delp
Wie die Darmstädter Geschichtswerkstatt auf einer Ausstellungstafel schreibt, wurde Heinrich Delp 1878 in Eberstadt geboren. Während sein Vater ein Handelsmann war, begann der junge Heinrich eine Lehre als Maurer in Mainz. Schon früh begann er, sich mit der Politik auseinanderzusetzen. Mit 23 Jahren trat er in die SPD ein und schaffte es nebenbei zum Geschäftsführer des Deutschen Bauarbeiterverbands in Darmstadt. Während der Weimarer Republik soll Delp eine prägende Figur der Sozialdemokraten gewesen sein. Ab 1909 saß er in der Stadtverordnetenversammlung, ab 1919 war er Mitglied des Hessischen Landtags. Dort übernahm er mehrere Ämter, unter anderem als Landtagspräsident. Von 1926 bis 1933 war er Bürgermeister und Sozialdezernent von Darmstadt.
Die politische Laufbahn Delps endete mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Nachdem er von der Gestapo verhaftet wurde, verlor er gleichzeitig alle seine Ämter. Laut dem Institut für hessische Landesgeschichte kam Delp am 22. August 1944 erneut in Haft und wurde zusammen mit anderen Parteimitgliedern ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Dort wurde er schwer misshandelt und gefoltert. Kurz nachdem die US-Amerikaner das Lager befreit hatten, starb Heinrich Delp an den Folgen der Misshandlungen.
Wie Darmstadt die Widerstandskämpfer in Ehre hält
80 Jahre nach seinem Tod ist sein Name in der Stadt immer noch nicht vergessen. Bereits seit 1953 erinnert in Eberstadt die Heinrich-Delp-Straße an das Leben des Sozialdemokraten. Ein Ehrengrab für ihn befindet sich zudem auf dem Bessunger Friedhof. Auch andere Persönlichkeiten des Widerstands sind im Stadtbild sichtbar: Unmittelbar vom Herrngarten entfernt befindet sich auch die Wilhelm-Leuschner-Straße. Leuschner war zu seiner Zeit überzeugter Gegner des Nationalsozialismus und einer der meistgehassten Gegner des damaligen Regimes.
Die Erinnerung an mutige Menschen wie Delp und Leuschner reiht sich ein in eine vielfältige städtische Erinnerungskultur, die über Straßennamen hinausgeht. So erinnern in ganz Darmstadt Stolpersteine an die Opfer der NS-Zeit. Auch in der Riedeselstraße, wo die Familie Delp zuletzt lebte, sind solche kleinen Messingtafeln im Gehweg eingelassen. Sie sollen die Geschichten der Verfolgten für jeden sichtbar machen und geben ihnen symbolisch ihren Platz in der Stadt zurück.
Der Künstler Gunter Demnig hat seit 1997 nicht nur in Deutschland mehr als 17.000 Stolpersteine verlegt. Darmstadt beteiligt sich hier bereits seit 20 Jahren aktiv an diesem Projekt.
Aus der Vergangenheit lernen
Menschen wie Heinrich Delp, Wilhelm-Leuschner oder auch Margot Friedländer sind aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer politischen Einstellung verfolgt worden und haben teilweise dafür mit ihrem Leben bezahlt. Ihr Schicksal sollte uns vor allem eines zeigen: dass Demokratie und Freiheit keine Selbstverständlichkeit sind.
Heutzutage ist es besonders wichtig – in Zeiten wo Antisemitismus und Hetze wieder lauter werden – an die Geschichten jener Menschen zu erinnern und Verantwortung zu übernehmen, dass sich so etwas nicht wiederholt.