Wie wirtschaftlich attraktiv ist Darmstadt für Berufseinsteiger: innen? 

Ihr habt die Ausbildung oder das Studium gerade abgeschlossen oder steht kurz davor und wollt nun in den Beruf einsteigen? Dann könnte die Ortswahl eures zukünftigen Arbeitgebers eine wichtige Rolle spielen. Denn jede Region in Deutschland hat ihre eigene individuelle wirtschaftliche Stärke. Welche Berufssparten eine gute Chance für einen Berufseinstieg in Darmstadt haben und wie es mit der wirtschaftlichen Attraktivität in Darmstadt aussieht, haben wir den Hauptgeschäftsführer der IHK Darmstadt Rhein Main Neckar Robert Lippmann im Interview gefragt. Lohnt sich also ein Berufseinstieg in der Stadt?

Berufliche Perspektiven: Ein starker Arbeitsmarkt

Darmstadts Wirtschaft ist geprägt von einer hohen Innovationskraft. Im Prognos-Zukunftsatlas 2019 hat Darmstadt die besten Zukunftschancen und landete somit auf Platz eins in der Kategorie Arbeitsmarkt. Zu den größten Arbeitgebern zählen der Chemie- und Pharmakonzern Merck KGaA, die Software AG sowie die Deutsche Telekom. 

Wer von euch in diesen Berufsfeldern einen Job ergreifen möchte, hat in Darmstadt sehr gute Chancen. Auch Forschungseinrichtungen wie das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung und die Fraunhofer-Institute bieten vielfältige Einstiegsmöglichkeiten. 

Das sagt Robert Lippmann von der IHK Darmstadt zur wirtschaftlichen Lage in Darmstadt:

In allen Branchen in Südhessen gibt es gute Berufsmöglichkeiten, also nicht nur bei den drei bekannten Großkonzernen hier in Darmstadt. Der Wettbewerb der Arbeitgeber um Arbeitnehmer wird härter, was vor allem am demografischen Wandel liegt. Es gibt – Stand heute – hier am regionalen Arbeitsmarkt nicht genug Nachwuchs. Deswegen wird auch nicht jeder Arbeitgeber seine offenen Stellen besetzen können. 

Was sind derzeit wirtschaftliche Herausforderungen in Darmstadt? 

Wenn ich es auf Darmstadt herunterbreche, dann würde ich drei Punkte nennen: Da ist zunächst die Flächenverfügbarkeit. Der Standort ist sehr gefragt, es gibt zu wenig Gewerbeflächen, die entsprechend entwickelt werden. Das ist ein Hemmnis für das Wirtschaftswachstum, besonders für Unternehmen, die sich in Darmstadt niederlassen wollen. Punkt zwei ist die Transformation in den Innenstädten, die an Darmstadt nicht spurlos vorbeigeht – wie etwa die Schließung der Galeria Karstadt Kaufhof zeigt. Und drittens: der Mangel an Fachkräften. 

Was macht Darmstadt attraktiv im Vergleich zur großen Wirtschaftsstadt Frankfurt? 

Der Unterschied ist, dass Darmstadt ein ganzes Stück überschaubarer ist – im positiven Sinne. Die Kontaktdichte hier ist deutlich höher und der Zugang zu großen Unternehmen und Institutionen viel leichter als in Frankfurt. Deswegen gibt es für junge Berufseinsteiger:innen in Darmstadt mehr offene Türen, und die offenen Türen sind auch leichter zu finden. Insgesamt ist Darmstadt eine Stadt, die sich auf Augenhöhe bewegt. Das heißt, es gibt eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, den Hochschulen und der Stadt, und der Austausch unter ihnen ist insgesamt sehr offen. 

Was würden Sie Berufseinsteiger:innen empfehlen?

Ich glaube, man muss sich darauf einstellen, dass die Unsicherheit der wirtschaftlichen Perspektive ein Dauerzustand sein wird. Bei der Berufswahl wird es nicht mehr Sicherheit geben, als man aktuell hat. Wer früher einmal ein krisenfester Arbeitgeber war, ist das morgen womöglich nicht mehr. Wenn Sie beispielsweise früher zu Google gegangen wären mit dem Gedanken, es sei ein toller und absolut sicherer Arbeitgeber, dann ist das heute nicht mehr so klar. Denn das Geschäftsmodell von Google ist in Frage gestellt worden, seit Künstliche-Intelligenz-Anbieter die Internetsuche revolutionieren. Das heißt für sie: Machen sie sich ein Bild davon, welche Art von Arbeit ihnen Spaß macht und wo sie das Gefühl haben, dass sie sich wiederfinden. Und ganz wichtig: Bleiben Sie offen. 

Wie sehen Sie die wirtschaftliche Entwicklung von Darmstadt in den nächsten fünf bis zehn Jahren?

Ich glaube, dass Darmstadt für eine positive wirtschaftliche Entwicklung prädestiniert ist. Weil wir hier ein sehr starkes Umfeld aus Mittelstand, Industrie, Forschung und Wissenschaft haben, das sehr eng vernetzt miteinander arbeitet. Durch die Nähe zum Frankfurter Flughafen sind wir von der Infrastruktur sehr gut angebunden und insofern ist hier alles, was gebraucht wird.

Titelbild: IHK Darmstadt Klaus Mai

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