Integration braucht Sprache

Sprache öffnet Türen – doch viele bleiben jetzt verschlossen. Durch massive Kürzungen bei Integrationskursen stehen in Darmstadt besonders Frauen, Geflüchtete und Studierende vor großen Hürden. Warum das ein Problem für uns alle ist.

Migration und Integration sind wichtige Themen in Deutschland. Besonders wenn Wahlen anstehen oder gesellschaftliche Probleme diskutiert werden, wird schnell behauptet, Migrant:innen hätten sich nicht richtig integriert. Dabei wird oft übersehen, dass Integration viele verschiedene Aspekte umfasst. Einer davon ist der Zugang zu Sprach- und Integrationskursen.

Gerade diese Kurse sind wichtig, damit Menschen die deutsche Sprache lernen und sich in die Gesellschaft einleben können. Doch ausgerechnet an dieser Stelle wird gespart: Im Entwurf für den Bundeshaushalt 2025 hat die Bundesregierung die Mittel für Integrationskurse um die Hälfte gekürzt – von einer Milliarde auf 500 Millionen Euro.

Auf Bundesebene verschlechtern sich die Bedingungen für Sprachförderung weiter. Laut dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sind wichtige Änderungen für das Jahr 2025 beschlossen, die viele Teilnehmende besonders hart treffen:

  • Die speziellen Kursarten wie Eltern-, Frauen- und Jugendintegrationskurse sowie Förderkurse entfallen künftig vollständig. Gerade diese Angebote waren bisher auf die Bedürfnisse besonders unterstützungsbedürftiger Gruppen ausgerichtet.
  • Wiederholungsstunden werden kaum noch gefördert. Wer den Kurs nicht beim ersten Mal schafft, hat nur noch sehr begrenzte Möglichkeiten zur Wiederholung.
  • Fahrtkostenzuschüsse werden stark eingeschränkt und nur noch für bestimmte Personen ab einer Entfernung von fünf Kilometern gewährt.

In einer vielfältigen Stadt wie Darmstadt spielt Integration eine zentrale Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Doch die Stadt ist genauso von Kürzungen betroffen. 

Laut Ulrike Landzettel von der Diakonie Darmstadt fehlt es trotz einiger guter Ansätze in der Stadt weiterhin an ausreichend zugänglicher und zielgruppengerechter Sprachförderung. Zwar gibt es Integrationskurse, etwa an der Volkshochschule oder bei freien Trägern wie der Diakonie, doch die Wartelisten sind lang und die Kurszeiten oft unflexibel. 

Viele Menschen – insbesondere Frauen mit Kindern, Geflüchtete ohne gesicherten Aufenthaltsstatus sowie ausländische Studierende, die auf einen Kursplatz warten, um ihr Studium beginnen zu können, finden keinen Platz oder wissen nicht, wo sie Hilfe bekommen können.

Folgen fehlender Integrationsförderung

Integration beginnt nicht erst bei der Arbeitsaufnahme, sondern mit der Sprache. Ohne ausreichende Sprachkenntnisse bleiben viele Türen verschlossen. Zum Beispiel zur Bildung, zum Arbeitsmarkt oder zur Nachbarschaft.

Die Folgen sind gravierend. Menschen ohne Sprachkenntnisse bleiben isoliert, können nicht selbstständig zum Arzt gehen, keine Briefe vom Amt verstehen und keine Kontakte zur Gesellschaft aufbauen. Kinder mit sprachlichen Defiziten starten mit Nachteilen ins Bildungssystem, was langfristig soziale Ungleichheit verstärkt.

Die Stadt Darmstadt muss hier dringend nachbessern: durch mehr finanzielle Mittel, bessere Information über bestehende Angebote, gezielte Förderung benachteiligter Gruppen und niedrigschwellige, kostenlose Kurse auch in Stadtteilen mit hohem Migrationsanteil. Nur wenn alle Menschen die Möglichkeit haben, die deutsche Sprache zu lernen, kann Integration gelingen und Darmstadt zu einer echten Stadt für alle werden.

Titelbild: StockSnap auf Pixabay

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