Wie Trumps Politik das Auslandssemester in den USA verändert
Seit dem 20. Januar 2025 sitzt Donald Trump wieder im Weißen Haus. Sein Vorgehen in der Hochschulpolitik sorgt nicht nur bei den Hochschulen in den USA für Unsicherheit. Auch in Hessen scheint das Verhalten des 78-Jährigen die Studierenden zu irritieren. An der Technischen Universität Darmstadt ist offenbar das Interesse an einem Auslandssemester in den Vereinigten Staaten zurückgegangen. Lohnt sich die Reise für Studenten über den Atlantik noch?
Was ist in den USA los?
Im April hat US-Präsident Trump mehrere Dekrete unterzeichnet. Diese richten sich besonders gegen die Harvard University in Massachusetts, der Trump bereits Milliarden an Fördergelder gestrichen hat. Außerdem dürfen vorerst keine neuen internationalen Studenten aufgenommen werden. Das US-Ministerium für Heimatschutz wirft der Uni vor, angeblich eine unsichere Campus-Atmosphäre geschaffen zu haben, die es erlaube, jüdische Studierende auf dem Gelände anzugreifen. Die Hochschule wehrt sich juristisch gegen die Entscheidung.

Ein weiteres Dekret richtet sich gegen die Aufnahmekriterien von Harvard. So sollen laut der US-Regierung Studierende aufgrund ihrer Leistung und nicht aufgrund „woker“ Kriterien aufgenommen werden. Gleichzeitig möchte Trump auch ausländische Spenden an die Universitäten stärker kontrollieren. Das Vorgehen sorgt auch in Deutschland für Kritik. Walter Rosenthal, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, bezeichnete die Maßnahmen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP als „massiven Eingriff in die Wissenschaftsfreiheit“.
Weniger Interesse – wegen Trump?
Die politischen Spannungen in den USA gehen auch an den deutschen Hochschulen nicht spurlos vorbei. Auf Anfrage teilt die TU Darmstadt mit, dass die Zahl der Bewerbungen für ein Auslandssemester in den Vereinigten Staaten im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist. Konkret ist sie von 110 auf 80 gefallen. Die TU erklärt, dass man zu den Gründen für das rückläufige Interesse wegen der fehlenden festen Datengrundlage leider keine Aussagen treffen könne. „Lediglich zwei Studierende zogen ihre jeweilige Bewerbung für die USA ausdrücklich aufgrund der politischen Situation zurück“, heißt es.
Gleichzeitig würde es mehr Bewerbungen aus den USA für Austauschaufenthalte an der TU Darmstadt geben. Eine Sprecherin der Universität berichtet zudem von Interessensbekundungen einiger US-amerikanischer Wissenschaftler:innen, die einen Wechsel an die TU in Betracht ziehen. Das sollen aber bisher nur Einzelfälle sein. Auch bei den ausgeschriebenen Professuren seien „merklich mehr Bewerbungen aus den USA zu verzeichnen.“ Ob das nur eine Momentaufnahme bleibt oder eine Trendwende einläutet, ist offen.

Zweifel, Sorgen, offene Fragen
Neben der politischen Unsicherheit im Trump-Land sind es aber auch die klassischen Sorgen, welche die Studierenden in ein Beratungsgespräch mitnehmen. Um den Interessierten möglichst viele Zweifel nehmen zu können, bietet die Uni Vorbereitungskurse an. Einer davon ist die sogenannte Pre-Departure-Veranstaltung, bei denen Austauschstudierende über ihre Erfahrungen aus den USA teilen und von ihren Erlebnissen vor Ort erzählen. So sollen zukünftige Interessent:innen eine realistischere und ausgewogenere Sicht auf die aktuelle Lage erhalten. Die Berichterstattung in den Medien könne nur einen bestimmten Ausschnitt darstellen und nicht unbedingt die alltägliche Situation bei den Partnern der Uni. Ein großes Thema sei vor allem auch die Finanzierung von Aufenthalten. „Aufgrund des rückläufigen Trends zur Bereitstellung von Stipendien, zum Beispiel durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst, ist die Frage zur Vorbereitung der Kosten ein wichtiger Faktor“, heißt es aus Darmstadt.
Aber auch eine weitere Einschränkung steht den Interessierten möglicherweise im Weg. Wie die taz vor kurzem berichtete, habe das Außenministerium in Washington ein Schreiben an US-Botschaften weltweit geschickt. Man solle ab sofort keine neuen Termine mehr für Studentenvisumsanträge vergeben. Potenzielle ausländische Studierende könnten so möglicherweise kein Visum für den Aufenthalt bekommen.
Blick nach vorn
Wie und ob sich die Situation vor Ort noch verändert, kann man nicht vorhersehen. Allerdings habe an der TU Darmstadt die internationale Mobilität in der ersten Amtsperiode von Donald Trump nach einiger Zeit wieder erholt, heißt es. Dennoch bleiben die Partner der Universität, an der sich die Geschäftsstelle für das Landesprogramm Hessen-Massachusetts befindet, eine attraktive Adresse für Studierende. „Die Partner in den USA leisten weiterhin hervorragende Arbeit in Forschung und Lehre und sind weiterhin gute Aufenthaltsmöglichkeiten für Studierende“, betont die TU. Aktuell würde es noch großes Interesse aus der Gegenrichtung für einen Aufenthalt in Darmstadt geben. Die kommenden Monate werden Klarheit schaffen, ob sich die Lage für internationale Studierende in den Vereinigten Staaten weiter verschärft oder ob die rechtlichen Schritte gegen die Maßnahmen Erfolg haben.
Eins kann man aber sagen: die Entwicklungen beeinflussen nicht nur die Hochschulen in den USA, sondern auch in Deutschland und vor allem in Hessen.
Titelbild: pixabay
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