Ein Gedankenspiel: Ist BAföG gerecht?

Beim Thema BAföG spalten sich die Meinungen: Manche sind froh, die Unterstützung zu erhalten. Andere, die es wiederum nicht erhalten, empfinden BAFöG als ungerecht. Was-da-los-Autorin Emely Schwarze findet, dass es nicht immer gerecht sein muss.

Eigentlich halte ich BAföG für eine ziemlich gute Idee. Würde ich kein BAföG bekommen, wer weiß, ob ich jetzt an der Hochschule Darmstadt studieren würde. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Semesterbeitrag an der Hochschule Darmstadt nun auf satte 382 Euro gestiegen ist.  

BAföG soll finanziell unterstützen

BAföG steht für Bundesausbildungsförderungsgesetz und wurde 1971 unter dem SPD-Politiker und Bundeskanzler Willy Brandt ins Leben gerufen. Es soll jenen Studierenden finanziell unter die Arme greifen, die nicht die eigenen Mittel haben, um zu studieren und deren Eltern auch keine finanzielle Unterstützung leisten können.

An sich ein tolles Konzept. Keiner wird aufgrund der finanziellen Stellung der Eltern von seiner Ausbildung abgehalten und man kann dank BAföG seinen Traum verfolgen. Ob so die Realität aussieht? Darüber lässt sich natürlich streiten.  

Aber sollte BAföG dann gerecht sein?

Weil sich BAföG unter anderem am Einkommen der Eltern bemisst, wird nicht jeder finanziert. Verdienen die Eltern zu viel, dann erhalten die Studierenden kein BAföG. Das ist auch ein Grund, von einer Ungerechtigkeit im BAföG-System zu sprechen. Aber wir sollten uns lieber die Frage stellen, ob BAföG gerecht sein muss.

Schließlich leben wir in einer Welt, die nicht fair ist. Eine Welt, in die wir mit unterschiedlichen Chancen und Vorteilen geboren werden, die unser Leben nachträglich beeinflussen. Neben den Faktoren wie Hautfarbe, Geschlecht und Religion kommt halt auch das Einkommen der Familie hinzu.

Manche werden in Familien hineingeboren, die es sich leisten können, ihren Kindern ein WG-Zimmer oder eine Wohnung in einer anderen Stadt zu finanzieren. Während andere wiederum bei ihren Eltern wohnen bleiben, um an einer Uni in der Nähe zu studieren, weil ein Umzug zu teuer ist. 

Diese beiden Situationen sind in meinen Augen nicht vergleichbar. Eine Person erhält die Chance, das zu studieren, was sie möchte und wo sie möchte. Dieses Glück erhält die andere Person nicht. Zwar kann niemand etwas für die Lebensumstände, in die man hineingeboren wird. Aber das sind Faktoren, die beim BAföG einbezogen werden müssen.

Ich kenne Fälle von Studierenden, die in Darmstadt nicht ihren Traum-Studiengang studieren könnten, würde BAföG sie nicht mitfinanzieren. Ich selbst könnte nicht sagen, wie mein Studium aussehen würde, wenn ich kein BAföG erhalten würde. Die Unterstützung ist ein Privileg, das nicht viele erhalten. Das ist klar. Der Grund, warum ein Großteil es erhält, kann ich aber kein Privileg nennen.

BAföG soll Studierenden helfen, die sich ihr Studienleben nicht anders leisten können. Es ist nicht dafür gemacht, um bereits finanziell besonders gut aufgestellten Studierenden ein bisschen Taschengeld zu geben. BAföG soll nicht gerecht sein, denn es soll die Chancen eines*r jeden Studierenden auf Bildung ermöglichen. Dementsprechend kann es nicht jede*n Studierende*n gleich behandeln. Denn manche haben diese Chancen von Anfang an, andere wiederum nicht.

So sieht es nicht immer aus

Es ist natürlich nicht immer so. Obwohl BAföG helfen soll, kann es das nicht immer. Es gibt Einzelfälle, mehr als uns wahrscheinlich bewusst ist, die zeigen, dass BAföG leider nicht immer finanziell unterstützt, wie wir es uns erhoffen und benötigen. Studierende bleiben auf der Strecke, deren Eltern über der Grenze für BAföG verdienen, die aber keine Finanzierung von ihnen erhalten.

Es häufen sich die Fälle von Studierenden, die keinen Kontakt zu einem Elternteil haben und trotzdem kein BAföG erhalten. BAföG arbeitet in meinen Augen meist nicht mit Einzelfällen, sondern mit der Norm. Es wird nicht darauf geachtet, ob die Kinder tatsächlich von ihren Eltern finanziert werden, sondern bloß, ob die Eltern dazu in der Lage sind. Und das ist ein großer Unterschied. Denn nicht immer werden Kinder von ihren Eltern unterstützt. Das bleibt jedoch dann unberücksichtigt.

Was bleibt nun?

Über das Thema BAföG zerbreche ich mir genauso lang den Kopf wie über die tatsächliche Antragstellung. Ich bin dankbar für BAföG und es ist eine gute Idee. Die Umsetzung weist da leider ein paar Probleme auf und die sind nicht so leicht zu beheben.

Aber letztendlich sehe ich das so: BAföG ist und kann nicht gerecht gegenüber allen Studierenden sein, wenn es für gleiche Chancen sorgen soll. Aber eigentlich ist das auch gut so.

Foto: Foto von Josh Appel auf Unsplash

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